Hecht kurz vor dem Kopfschütteln im Drill
Neben der Versorgung mit einem der gesündesten Nahrungsmittel überhaupt stehen bei vielen Anglern auch die Erholung und die Spannung die die Fischerei mit sich bringt, im Vordergrund. Ja, richtig gelesen, die Spannung. Für die meisten Menschen ist Angeln langweiliges am See Herumlungern, ne Kippe rauchen, ein Bierchen zischen und einen armen Lumbricus Terrestris mit einem Stück Stahl zu malträtieren. So ganz Unrecht haben diese Menschen nicht, immerhin macht man bei der Ansitzangelei die meiste Zeit nichts anderes als rumzusitzen und den einen oder anderen Köder auf den Haken zu spießen in der Hoffnung einen Fisch zu fangen.
Ein Aitel (Döbel) versucht sich kurz vor der Landung noch einmal loszuschütteln.
Diese „Langeweile“ ist jedoch alsbald vorbei sobald das Flossenwild beginnt sich für den ausgelegten Köder zu interessieren. Was mit einem vorsichtigen Zupfen begann, kann unvermittelt in einer rasanten Flucht enden. Freilich, die Spinnfischer haben hier natürlich deutlich mehr Aktion, besteht ihr Angeltag doch aus den immer gleichen Bewegungsabläufen: Auswerfen, einziehen, auswerfen, einziehen, auswerfen, einziehen, Spotwechsel und alles wieder von vorne. Im Unterschied zum Ansitzangler hat der Spinnfischer jedoch mehrere Optionen was die Präsentation des Köders betrifft. Er sucht in deutlich weniger Zeit deutlich mehr Fläche ab und die Bisswahrscheinlichkeit ist, je nach Bestand und Zielfisch, höher als beim Ansitzangler (mal abgesehen von Stippern und Feederanglern die anfüttern).
Der berühmt-berüchtigte Hechtsprung
Aber dann… wenn’s schnackelt, geht’s rund. Egal ob es nun ein kleines Rotauge an der Stippe ist, eine Barbe an der Feederrute, ein Karpfen an der Matchrute oder ein Hecht an der leichten Spinnrute. Die Reaktion des menschlichen Körpers ist fast bei allen Anglern gleich. Der Körper schüttet Adrenalin aus, der Herzschlag steigt, die Sinne schärfen sich, der Kick setzt ein. Das Warten auf den Biss hat seine ganz eigenen Reize aber über den Schlag der einen durchfährt, wenn ein Fisch den Köder genommen hat geht kaum etwas. Klingt etwas merkwürdig, ist aber so (frei nach Peter Lustig…).
Die Fluchten direkt vor dem Kescher sind immer am spektakulärsten
Während des Drills steigt die Herzfrequenz und zum Ende hin wenn der Fisch kurz vor dem Kescher ist und man sehen kann, wie knapp der Haken gefasst hat, wie weit der Fisch noch vom Kescher entfernt ist, steht man wirklich kurz vor dem Herzkasperl. Und genau solche Momente will man sich als Angler gerne bewahren, es sind solche Momente die einen immer und immer wieder ans Wasser treiben (gut, die kulinarischen Gelüste tun hier ihr Übriges). Wenn ich mir meine mittlerweile doch recht üppige Bildersammlung ansehe, stolpere ich immer wieder über Drillfotos die zumindest den Angler erahnen lassen können, wie sich der Fänger des Fisches in dem Moment gefühlt haben muss. Ein paar der Bilder möchte ich euch nicht vorenthalten.
Knurrig schaut er drein, der Meister Esox
Besonders bei sprungfreudigen und kampfstarken Fischen kann der Drill zu einem echten Krimi werden. Wer kennt das nicht, wenn der Fisch trotz geschlossener Bremse unaufhaltsam auf das nächste Hindernis zusteuert oder der Hecht trotz schräg gehaltener tiefer Rutenspitze immer wieder zu seinen berüchtigten Hechtsprüngen ansetzt oder die Regenbogenforelle die während des Drills gefühlt mehr Zeit in der Luft als im Wasser verbringt? Ja, das alles gehört zum „langweiligen“ Angeln dazu…
So sieht es aus wenn eine Bahnschwelle nochmal richtig Gas gibt.