Signalkrebs – Quo vadis?

Brücke bei Nacht

Die Tage werden kürzer, die Nächte werden kälter, die Zeit der Krebsfischerei beginnt bzw. ist zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikel bereits vorbei.

Da der einheimische Edelkrebs und sein kleiner Bruder, der Steinkrebs, in unseren Gefilden mittlerweile sehr selten geworden sind, lohnt eine Fischerei auf diese beiden Arten nicht mehr. Außerdem ist es moralisch höchst zweifelhaft auf seltene Tierarten zu waidwerken die unter anderem in der FFH Richtlinie im Anhang V aufgelistet sind. Ähnlich sieht es mit dem Huchen aus aber das ist ein anderes Thema.

Übrig bleibt dann nur noch die Fischerei auf den amerikanischen Signalkrebs. Diese große und aggressive Krebsart ist unseren einheimischen Krustentieren in fast allen Belangen deutlich überlegen. Außerdem überträgt er die für unsere einheimischen Krebse tödliche Pilzinfektion, die sogenannte Krebspest.

Bei Vollmond am Gewässer – ein ganz besonderes Naturschauspiel

Da Krebse oftmals ein sehr heimliches und nachtaktives Leben führen, ist vielen Anglern und Gewässerpächtern nicht bekannt, wie es um den Krebsbestand in ihren Gewässern bestellt ist. Auch in meinem Hausgewässer war dies lange Jahre so der Fall – zumindest so lange, bis der Bestand so drastisch angewachsen war, dass man selbst am helllichten Tag Krebse in der Uferzone beobachten konnte. Als dies im Verein die Runde machte, war die Begeisterung groß. Endlich noch eine weitere dem Fischereigesetz unterliegende Tierart die gehegt bzw. reguliert werden darf.

Aus mir nicht verständlichen Gründen endet bei uns die Krebssaison am 15.12. eines jeden Jahres. Was ich daran nicht verstehe? Ganz einfach. Als Neobiota –welches die Signalkrebse eindeutig sind, sollten diese (für mein Dafürhalten) keine Schonzeit genießen. In der Jagd verhält es sich bei invasiven Arten wie dem Waschbär und dem Marderhund ähnlich. Die Zurückdrängung und Regulierung steht hier zum Schutze der einheimischen Tierfauna im Vordergrund. Warum nicht auch beim Signalkrebs? Fakt ist aber auch, dass nur sehr wenige von den Jahreskarteninhabern sich die Mühe machen den Signalkrebsbestand zu regulieren. Die Gründe dafür sind einfach:

  • Es darf nur ein Fanggerät pro Angler ausgelegt werden.
  • In den Sommermonaten setzt die Dämmerung erst sehr spät ein, so dass die Fischerei auf Krebse meist erst effektiv nach 22 Uhr ausgeübt werden kann.
  • In der Sommerzeit sind die Krebse nicht sonderlich aktiv.
  • Der Zubereitungsaufwand für eine Mahlzeit mit Krebsfleisch ist sehr hoch.
  • Krebse sind Resteverwerter, dementsprechend lagern sich in den Kurstentiere im Laufe der Zeit auch Schadstoffe an.
  • Wenig Ausbeute (für weniger als 20 Krebse braucht man den Herd gar nicht erst anwerfen).
  • Hemmungen die Krebse entsprechend dem Gesetz zu töten.

Es gibt aber recht einfache Methoden seinen Erfolg bei der Fischerei auf Signalkrebse deutlich zu steigern:

  • Verwendung von Rotlichtlampen anstatt der üblichen hellen Stirnlampen mit weißem Licht.
  • Fish smart, not hard. Die Fischerei auf Signalkrebse macht meiner Meinung erst im Herbst Sinn wenn die Paarungszeit bevorsteht. Den Rest des Jahres sind die Tiere relativ träge unterwegs.
  • Die Fischerei zusammen mit einem Angelfreund ist meist deutlich effektiver weil zwei Fanggeräte eingesetzt werden können.
  • Als Köder empfehlen sich vor allem Meeresfische wie Makrelen, Sprotten und Heringe da diese aufgrund ihres Fett- und Salzgehalts eine besonders leckere Duftspur im Wasser hinterlassen. Forellenrogen hat sich auch bewährt.

Wenn die Parameter passen sind Fänge zwischen 60-80 Krebsen pro Abend (auf insgesamt zwei Personen gerechnet) keine  Seltenheit.

Die folgenden Fanggeräte und Methoden haben sich bei mir bewährt:

  • Krebsteller
  • Aktives Keschern von Krebsen die sich in der Nähe eines ausgelegten Köders im flachen Wasser befinden.

Signalkrebs weibchen mit Eiern – im Herbst keine Seltenheit

Die Verwendung von Reusen halte ich für überbewertet. Es dauert meist sehr lange, bis die Krebse den Eingang zur Reuse finden. Wer mal beobachtet hat, wie oft ein Krebs um die Reuse herumrennt bevor er den Eingang findet, weiß wovon ich rede. Außerdem müssen die Reusen oft mehrere Tage im Wasser sein, bis sich in ihnen eine entsprechende Menge an Krebsen akkumuliert hat. Aus tierschutzrechtlichen Gründen erachte ich daher den Einsatz von Reusen als nicht mehr zeitgemäß. Hinzu kommt, dass viele der Reusen tagsüber von neugierigen Passanten entwendet oder zumindest die sich darin befindlichen Krebse wieder in die Freiheit entlassen werden.

Zwei „aktive“ Krebsfischer fangen in 4h Ansitz mehr Krebse als zwei Reusen in 48h – so zumindest meine Erfahrung an meinem Hausgewässer. Mehrere hundert Krebse pro Saison sind eher die Regel denn die Ausnahme. Die von mir geführte Fangliste ist da recht eindeutig.

Hin und wieder sind auch kapitale Signalkrebs Männchen dabei.

Noch ein abschließender Tipp: Lagert die Krebse vor dem Abkochen noch ca. 12-24h in einem Behälter mit Wasser und genügend Sauerstoff. Warum? Ganz einfach: Damit sie ihren Darm entleeren können. Das wird bei den Schnecken in Frankreich ähnlich gehandhabt und hat sich bewährt. Ob ihr für die Lagerung eine große Mörtelwanne aus dem Baumarkt mit Sauerstoffpumpe hernehmt oder die eigene Badewanne bleibt euch überlassen.

Lasst euch auf das Abenteuer Signalkrebs ein, ihr werdet es nicht bereuen. Wo sonst bekommt man quasi den bayerischen Hummer frei Haus? Regionaler und nachhaltiger geht es doch kaum. Die Bestände sind mancherorts mittlerweile so gut, dass man diese ohne schlechtes Gewissen intensiv nutzen kann.

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