Kingdom Tegmen – Die gehypte Budgetrolle aus Fernost

Kingdom Tegmen

In den letzten Jahren geht der Trend ja immer mehr zu Bestellungen im Ausland. Dementsprechend voll sind viele Foren und Posts in den sozialen Medien mit Bewertungen, Fotos und Berichten zu angeblichen Wunderrollen und Ködern aus China. Eine also besonders gut bewertete „Carbonrolle“ ist die Tegmen von der Firma Kingdom. Liest man sich die Specs durch, klingt das auch alles sehr beeindruckend. Aber wie sieht es in der Praxis aus? Dieser Frage bin ich nachgegangen. Um es vorweg zu nehmen. Superlative und ähnliches sollte man bei Rollen im Preisbereich von 50€ eher vorsichtig verwenden. Auch die Begrifflichkeit Carbonrolle halte ich in diesem Zusammenhang für Wortklauberei. Die meisten modernen Rollen werden aus kohlefaserverstärktem Kunststoff hergestellt und sind somit keine reinen Carbonrollen. Was sich aber deutlich bemerkbar macht, ist das geringe Gewicht der Rollen. Dies geht natürlich auch immer auf Kosten der Robustheit. Allerdings hat kohlefaserverstärkter Kunststoff den Vorteil recht verwindungsfest zu sein. Nachteilig wirkt sich bei solchen Rollen aber aus, dass die Gewindegänge der Schrauben recht schnell ausnudeln. Das Problem hatte ich bei einer Piscifun CarbonX. Nach ein Mal Getriebe nachfetten kam mir bei zwei Schrauben das komplette Futter aus Gehäuse entgegen. Quasi Totalschaden. Aus diesem Grund habe ich die Tegmen im Rahmen meiner Tests nicht auseinander genommen.

Wer schon länger mit dabei ist weiß, dass es noch vor ca. 15 Jahren kaum möglich war eine 1000er oder Ultralight Rolle zu bekommen die eine ordentliche Schnurverlegung aufwies. Das hat sich mittlerweile Gott sei Dank geändert. Auch die Tegmen macht hier trotz des geringen Anschaffungspreises keine Ausnahme. Die Schnurverlegung ist sauber und gleichmäßig. Auch die Bremse ist für den Preis mehr als in Ordnung. Das klingt ja alles soweit ganz positiv, leider gibt es aber auch ein paar Mankos an der Rolle. Fangen wir mal mit dem Offensichtlichen an: Die Größe. Ich habe mir das 2000er Modell C2000S gekauft. Allerdings entspricht die Rollengröße eher einer europäischen 1000er Rolle. Zwar hatte ich ähnliches bereits im Vorfeld gelesen gehabt aber leider gab es entsprechend größere Modelle nur in der größeren Übersetzung. Grundsätzlich kann man sagen, dass Rollen mit höherer Übersetzung zwar schneller die Schnur aufnehmen aber aus meiner Erfahrung heraus muss ich leider sagen, dass darunter die Robustheit leidet.

Was leider auch nicht so toll ist (allerdings geht der Trend leider auch eindeutig in Fernost in diese Richtung) sind die sogenannten Shallow Spools. Diese sind speziell für geflochtene Schnüre ausgelegt und verfügen über keinen tiefen Spulenkern. Das Schnurfassungsvolumen ist also stark limitiert. Bei Kleinstrollen ist das aber in der Regel kein Problem. Die 2000er Rolle hatte ich mir eigentlich zum Forellenfischen besorgt, allerdings ist die Ultralight Fischerei an meinem Gewässer nicht zu empfehlen weil die Strömung recht stark ist und dort regelmäßig Fische mit 50+ gefangen werden. Hier sollte man aus Gründen der Waidgerechtigkeit schon etwas stärkeres Gerät verwenden. Dementsprechend kam die Rolle mehr beim Renkenfischen und beim Fischen auf Barsch und Forellen im Stillwasser zum Einsatz. Hier konnte sie ihre Stärken voll ausspielen. Auch das Laufverhalten ist für eine Rolle in diesem Preissegment ziemlich gut. Man darf hier natürlich keine Vergleiche zu den Platzhirschen Shimano oder Daiwa ziehen aber für einen Preis von 50€ kriegt man ein stimmiges und optisch ansprechendes Gesamtpaket.

Pete
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