Schleppsysteme zum Naturköderfischen selbst herstellen
Eigentlich bin ich eingefleischter Kunstköderfetischist. Aber ab und an muss man dann halt doch auch mal über seinen Horizont hinaus blicken. So ergab es sich dieses Jahr, dass ich zusammen mit einem guten Freund ein Vergleichsfischen durchführen konnte. Dabei wurden diverse Kunstköder gegen Naturköder getestet. Das Ergebnis war an diesem Tag mehr als eindeutig. Auf die Kunstköder konnten wir nur einen Fisch fangen, auf das Schleppsystem, garniert mit einer Laube, konnten wir mehrere gute Fische fangen.
Zwar ist dieses Ergebnis statistisch gesehen nicht wirklich aussagekräftig da wir die Datenerhebung nur einmal durchgeführt haben. Allerdings verhält es sich so, dass an den Bayerischen Voralpenseen nicht umsonst viele Schleppangler auf Naturköder am System schwören. Nicht umsonst das sind die Schleppsysteme von A.S.O. im süddeutschen Raum legendär. Einen Nachteil haben diese Systeme aber. Man braucht immer einen Köderfisch. Und ja, der Preis für ein solches System ist exorbitant hoch wenn man die Materialkosten dem Verkaufspreis gegenüberstellt.
Es liegt also nahe, dass man sich über kurz oder lang die Schleppsysteme selbst herstellt. Allerdings bedarf es dafür doch einer gewissen Menge an Zeit und vor allem Werkzeug. Im nachfolgenden Bericht möchte ich euch gerne zeigen, wie ich das Problem auf meine Art gelöst haben. Allerdings muss ich hier im Vorfeld auch einräumen, dass ich einige der Bauteile bereits in vorgefertigter Ausführung zur Verfügung gestellt bekommen haben. Dies ist insbesondere praktisch, da ich in meinen Werkzeugfundus keine Geräte habe mit denen ich Edelstahl sachgemäß bearbeiten kann.
Bei den meisten Schleppsystemen besteht die Tauchschaufel aus Gewichtsgründen aus Edelstahl. Das sorgt dafür, dass das Schleppsystem stabil läuft ohne das der Köderfisch samt System um die eigene Längsachse rolliert. Allerdings geht eine Edelstahlschaufel zu Lasten der Sichtbarkeit. Aus diesem Grund habe ich einige der Systeme mit Tauchschaufeln aus Plexiglas (Makrolon oder Lexan) angefertigt. Besonders wichtig war mir, dass die Tauchschaufeln etwas größer und breiter sind als die an den Standardsystemen. Meiner Erfahrung nach, muss man bei den meisten Schleppsystemen ordentlich Gas geben damit sie gut laufen. Wer auf ein Ruderboot angewiesen ist und keinen Verbrennungs- oder E-Motor benutzen darf weiß wovon ich rede wenn ich behaupte, dass die Fischerei an Tagen mit ordentlich Gegenwind und einem weiteren Bootsinsassen der Gewichtsklasse 80kg + durchaus anstrengend sein kann… lassen wir das einfach mal so stehen. Also was braucht man alles um ein paar Systeme herzustellen? Grundsätzlich erst einmal Werkzeug. Ohne dem geht’s nicht. Akkuschrauber samt Metallbohrer, Metallfeile, Körner, Dremel mit Trennscheiben und Laubsäge. Das sind die Basics. Natürlich kann man das noch beliebig erweitern.
Zuerst fängt man an, die Tauchschaufeln herzustellen. Je nachdem welche Systemgröße man bauen will, fällt die Tauchschaufel entsprechend mal größer und mal kleiner aus. Theoretisch, wenn man fit in technischen Dingen ist und einen Laser sein Eigen nennt, kann man die Tauchschaufeln auch aus der Platte heraus lasern…das ist allerdings eine dufte Angelegenheit…
Als nächstes bohrt man mittig in die Tauchschaufel ein kleines Loch durch welches später die Edelstahlschraube samt Mutter kommt. Anschließend feilt man auf der Oberseite der Tauschaufel mittig eine 1cm breite und ca. 4mm tiefe Kerbe. Hier schaut nachher die Lafette auf der der Köderfisch montiert wird, durch. Bei Plexiglas ist das recht einfach. Bei Edelstahl wird es deutlich schwieriger. Aber die Kerbe muss theoretisch nicht wirklich angebracht werden. Sie verhindert, dass die Lafette sich bei Belastung verdrehen kann und das System dann nicht mehr ordentlich läuft. Umgehen kann man das, indem man sowohl die Lafette als auch die Tauchschaufel doppelt mit dem Verbindungsstück aus Kupfer verschraubt.
Bei Tauchschaufeln aus Plexiglas geht das Bohren recht einfach und schnell von der Hand. Hat man sich aber doch für Bronze oder Edelstahl Tauchschaufeln entschieden, hilft nur der Einsatz eines Körners um halbwegs genaue Bohrlöcher in der Mitte der Schaufel zu setzen.
Die Lafette besteht aus einem 1cm breiten und ca. 0,8- 1mm starkem Edelstahlstück. Im hinteren Bereich wo später der Federstahldraht für die Haken aufgenommen wird, muss das Stück beidseitig eingeschnitten werden. 1cm Tiefe reichen auch hier. Theoretisch kann man auch Aluminium dafür hernehmen. Dieses Material hat den Charme, dass es sich mit einer Blechschere schneiden lässt.
Die Mittelzunge der Lafette wird nun nach hinten gebogen. Sie stellt die Verankerung für den Federstahldraht an dem die Haken später befestigt werden. Auch hier bietet es sich an das zu bohrende Loch wieder mit dem Körner vorzumarkieren. Bevor man die Schraube final in das gebohrte Loch eindreht, kann man schonmal den Federstahldraht in Form biegen. An einem Ende kommt eine ganz normale Schlaufe dran, am anderen Ende sollte eine 8-förmige Doppelschlaufe gebogen werden. Beide Schlaufen sollten um 90° zueinander versetzt sein.
Anschließend werden die beiden Löcher gebohrt die die Lafette mit der Tauchschaufel verbinden. Dies geschicht in meinem Fall über das L-förmig gebogene Stück aus Kupferblech. Sowohl die beiden Löcher in der Lafette als auch die beiden Löcher in dem Stück Kupferblech müssen absolut deckungsgleich sein. Hierfür bietet es sich an, zuerst die Löcher in der Lafette zu bohren und die Löcher im Kupferblech danach auszurichten.
Ist das erledigt, kommt der nächste Schritt. Hierbei bohrt man mittig auf der Lafette auf der Höhe auf der später man das Stahl- oder FC Vorfach samt Snap eingehägt werden soll, ein weiteres Loch. Durch besagtes Loch wird von einem kugelgelagerten Hochseewirbel eine Seite durchgesteckt. Der im Vorfeld vom Wirbel entfernte Sprengring muss nun wieder an den Wirbel angebracht werden.
Abschließend werden noch die Sprengringe in welchen später die Drillinge baumeln sollen, eingesetzt. etwas Feintuning ist meist noch nötig wie z.B. das Zurechtbiegen der Lafette oder ggf. das Ausbleien des Systems.
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