Wasserläufer in Nahaufnahme

Wasserläufer

Jeder Angler kennt sie – Wasserläufer. Zumindest in den meisten Stillgewässern sind diese kleinen Insekten omnipräsent. Wie der Sage nach Jesus können diese kleinen Flitzer einfach so übers Wasser huschen. Das liegt zum Einen daran, dass sie sehr leicht sind und ihr Gewicht auf ihre gespeizten haarigen Beine verteilen können und zum Anderen an der Oberflächenspannung des Wassers. Unter Ausnutzung dieser beiden Tatsachen können die Wasserläufer sehr schnell übers Wasser flitzen. Übrigens, über die feinen vibrationsempfindlichen Organe in/an den Beinen sind die Wasserläufer in der Lage ihren Nahrung, ins Wasser gefallene Insekten, aufzuspüren und zu orten – ähnlich wie eine Spinne in ihrem Netz wahrnimmt, wenn sich ein Insekt darin verfangen hat. Wasserläufer haben einen Stachel mit dem sie ihre Nahrung stechen und aussaugen können.

Wasserläufer. Dieses Exemplar ist noch nicht so alt, der Körper hat noch nicht seine spätere langezogene Form.

Wasserläufer Larven reinigen jeden Tag bis zu einem Liter Wasser von Schwebstoffen, Algen ind Einzellern. Verglichen mit der geringen Körpergröße der Tiere ist das eine immense Leistung.

Wasserläufer verbringen den Winter übrigens an Land, versteckt unter Laub und Moosen.

Natürliche Feinde des Wasserläufers sind Fische, Wasserspinnen und andere Insekten. Die Lebenserwartung der Wasserläufer liegt bei ca. 8-12 Monaten.

Wasserläufer – Erwachsenes Exemplar mit der typischen langezogenen Körperform.

Kingdom Tegmen – Die gehypte Budgetrolle aus Fernost

Kingdom Tegmen

In den letzten Jahren geht der Trend ja immer mehr zu Bestellungen im Ausland. Dementsprechend voll sind viele Foren und Posts in den sozialen Medien mit Bewertungen, Fotos und Berichten zu angeblichen Wunderrollen und Ködern aus China. Eine also besonders gut bewertete „Carbonrolle“ ist die Tegmen von der Firma Kingdom. Liest man sich die Specs durch, klingt das auch alles sehr beeindruckend. Aber wie sieht es in der Praxis aus? Dieser Frage bin ich nachgegangen. Um es vorweg zu nehmen. Superlative und ähnliches sollte man bei Rollen im Preisbereich von 50€ eher vorsichtig verwenden. Auch die Begrifflichkeit Carbonrolle halte ich in diesem Zusammenhang für Wortklauberei. Die meisten modernen Rollen werden aus kohlefaserverstärktem Kunststoff hergestellt und sind somit keine reinen Carbonrollen. Was sich aber deutlich bemerkbar macht, ist das geringe Gewicht der Rollen. Dies geht natürlich auch immer auf Kosten der Robustheit. Allerdings hat kohlefaserverstärkter Kunststoff den Vorteil recht verwindungsfest zu sein. Nachteilig wirkt sich bei solchen Rollen aber aus, dass die Gewindegänge der Schrauben recht schnell ausnudeln. Das Problem hatte ich bei einer Piscifun CarbonX. Nach ein Mal Getriebe nachfetten kam mir bei zwei Schrauben das komplette Futter aus Gehäuse entgegen. Quasi Totalschaden. Aus diesem Grund habe ich die Tegmen im Rahmen meiner Tests nicht auseinander genommen.

Wer schon länger mit dabei ist weiß, dass es noch vor ca. 15 Jahren kaum möglich war eine 1000er oder Ultralight Rolle zu bekommen die eine ordentliche Schnurverlegung aufwies. Das hat sich mittlerweile Gott sei Dank geändert. Auch die Tegmen macht hier trotz des geringen Anschaffungspreises keine Ausnahme. Die Schnurverlegung ist sauber und gleichmäßig. Auch die Bremse ist für den Preis mehr als in Ordnung. Das klingt ja alles soweit ganz positiv, leider gibt es aber auch ein paar Mankos an der Rolle. Fangen wir mal mit dem Offensichtlichen an: Die Größe. Ich habe mir das 2000er Modell C2000S gekauft. Allerdings entspricht die Rollengröße eher einer europäischen 1000er Rolle. Zwar hatte ich ähnliches bereits im Vorfeld gelesen gehabt aber leider gab es entsprechend größere Modelle nur in der größeren Übersetzung. Grundsätzlich kann man sagen, dass Rollen mit höherer Übersetzung zwar schneller die Schnur aufnehmen aber aus meiner Erfahrung heraus muss ich leider sagen, dass darunter die Robustheit leidet.

Was leider auch nicht so toll ist (allerdings geht der Trend leider auch eindeutig in Fernost in diese Richtung) sind die sogenannten Shallow Spools. Diese sind speziell für geflochtene Schnüre ausgelegt und verfügen über keinen tiefen Spulenkern. Das Schnurfassungsvolumen ist also stark limitiert. Bei Kleinstrollen ist das aber in der Regel kein Problem. Die 2000er Rolle hatte ich mir eigentlich zum Forellenfischen besorgt, allerdings ist die Ultralight Fischerei an meinem Gewässer nicht zu empfehlen weil die Strömung recht stark ist und dort regelmäßig Fische mit 50+ gefangen werden. Hier sollte man aus Gründen der Waidgerechtigkeit schon etwas stärkeres Gerät verwenden. Dementsprechend kam die Rolle mehr beim Renkenfischen und beim Fischen auf Barsch und Forellen im Stillwasser zum Einsatz. Hier konnte sie ihre Stärken voll ausspielen. Auch das Laufverhalten ist für eine Rolle in diesem Preissegment ziemlich gut. Man darf hier natürlich keine Vergleiche zu den Platzhirschen Shimano oder Daiwa ziehen aber für einen Preis von 50€ kriegt man ein stimmiges und optisch ansprechendes Gesamtpaket.

Schleppsysteme zum Naturköderfischen selbst herstellen

Eigentlich bin ich eingefleischter Kunstköderfetischist. Aber ab und an muss man dann halt doch auch mal über seinen Horizont hinaus blicken. So ergab es sich dieses Jahr, dass ich zusammen mit einem guten Freund ein Vergleichsfischen durchführen konnte. Dabei wurden diverse Kunstköder gegen Naturköder getestet. Das Ergebnis war an diesem Tag mehr als eindeutig. Auf die Kunstköder konnten wir nur einen Fisch fangen, auf das Schleppsystem, garniert mit einer Laube, konnten wir mehrere gute Fische fangen.

Einige bereits fertig gebaute Schleppsysteme mit Plexiglas Tauchschaufel

Zwar ist dieses Ergebnis statistisch gesehen nicht wirklich aussagekräftig da wir die Datenerhebung nur einmal durchgeführt haben. Allerdings verhält es sich so, dass an den Bayerischen Voralpenseen nicht umsonst viele Schleppangler auf Naturköder am System schwören. Nicht umsonst das sind die Schleppsysteme von A.S.O. im süddeutschen Raum legendär. Einen Nachteil haben diese Systeme aber. Man braucht immer einen Köderfisch. Und ja, der Preis für ein solches System ist exorbitant hoch wenn man die Materialkosten dem Verkaufspreis gegenüberstellt.

Es liegt also nahe, dass man sich über kurz oder lang die Schleppsysteme selbst herstellt. Allerdings bedarf es dafür doch einer gewissen Menge an Zeit und vor allem Werkzeug. Im nachfolgenden Bericht möchte ich euch gerne zeigen, wie ich das Problem auf meine Art gelöst haben. Allerdings muss ich hier im Vorfeld auch einräumen, dass ich einige der Bauteile bereits in vorgefertigter Ausführung zur Verfügung gestellt bekommen haben. Dies ist insbesondere praktisch, da ich in meinen Werkzeugfundus keine Geräte habe mit denen ich Edelstahl sachgemäß bearbeiten kann.

Schleppsysteme

Bei den meisten Schleppsystemen besteht die Tauchschaufel aus Gewichtsgründen aus Edelstahl. Das sorgt dafür, dass das Schleppsystem stabil läuft ohne das der Köderfisch samt System um die eigene Längsachse rolliert. Allerdings geht eine Edelstahlschaufel zu Lasten der Sichtbarkeit.  Aus diesem Grund habe ich einige der Systeme mit Tauchschaufeln aus Plexiglas (Makrolon oder Lexan) angefertigt. Besonders wichtig war mir, dass die Tauchschaufeln etwas größer und breiter sind als die an den Standardsystemen. Meiner Erfahrung nach, muss man bei den meisten Schleppsystemen ordentlich Gas geben damit sie gut laufen. Wer auf ein Ruderboot angewiesen ist und keinen Verbrennungs- oder E-Motor benutzen darf weiß wovon ich rede wenn ich behaupte, dass die Fischerei an Tagen mit ordentlich Gegenwind und einem weiteren Bootsinsassen der Gewichtsklasse 80kg + durchaus anstrengend sein kann… lassen wir das einfach mal so stehen. Also was braucht man alles um ein paar Systeme herzustellen? Grundsätzlich erst einmal Werkzeug. Ohne dem geht’s nicht. Akkuschrauber samt Metallbohrer, Metallfeile, Körner, Dremel mit Trennscheiben und  Laubsäge. Das sind die Basics. Natürlich kann man das noch beliebig erweitern.

Plexiglasplatte aus der die Tauchschaufeln geschnitten werden

Zuerst fängt man an, die Tauchschaufeln herzustellen. Je nachdem welche Systemgröße man bauen will, fällt die Tauchschaufel entsprechend mal größer und mal kleiner aus. Theoretisch, wenn man fit in technischen Dingen ist und einen Laser sein Eigen nennt, kann man die Tauchschaufeln auch aus der Platte heraus lasern…das ist allerdings eine dufte Angelegenheit…

Schön zu sehen: Das Loch in der Mitte und oben die Aussparung für die Lafette.

Als nächstes bohrt man mittig in die Tauchschaufel ein kleines Loch durch welches später die Edelstahlschraube samt Mutter kommt. Anschließend feilt man auf der Oberseite der Tauschaufel mittig eine 1cm breite und ca. 4mm tiefe Kerbe. Hier schaut nachher die Lafette auf der der Köderfisch montiert wird, durch. Bei Plexiglas ist das recht einfach. Bei Edelstahl wird es deutlich schwieriger. Aber die Kerbe muss theoretisch nicht wirklich angebracht werden. Sie verhindert, dass die Lafette sich bei Belastung verdrehen kann und das System dann nicht mehr ordentlich läuft. Umgehen kann man das, indem man sowohl die Lafette als auch die Tauchschaufel doppelt mit dem Verbindungsstück aus Kupfer verschraubt.

Bei Metallschaufeln kann es schwierig sein die Kerbe oben mittig anzubringen. Eine doppelte Verschraubung macht die Kerbe mehr oder weniger überflüssig.

Bei Tauchschaufeln aus Plexiglas geht das Bohren recht einfach und schnell von der Hand. Hat man sich aber doch für Bronze oder Edelstahl Tauchschaufeln entschieden, hilft nur der Einsatz eines Körners um halbwegs genaue Bohrlöcher in der Mitte der Schaufel zu setzen.

Mit einem Körner kann man die spätere Bohrstelle einfach und effizient ankörnern.

Die Lafette besteht aus einem 1cm breiten und ca. 0,8- 1mm starkem Edelstahlstück. Im hinteren Bereich wo später der Federstahldraht für die Haken aufgenommen wird, muss das Stück beidseitig eingeschnitten werden. 1cm Tiefe reichen auch hier. Theoretisch kann man auch Aluminium dafür hernehmen. Dieses Material hat den Charme, dass es sich mit einer Blechschere schneiden lässt.

Die Mittelzunge des hinteren Abschnittes der Lafette wird nun einfach nach innen gebogen und mit einer Schraube fixiert.

Die Mittelzunge der Lafette wird nun nach hinten gebogen. Sie stellt die Verankerung für den Federstahldraht an dem die Haken später befestigt werden. Auch hier bietet es sich an das zu bohrende Loch wieder mit dem Körner vorzumarkieren. Bevor man die Schraube final in das gebohrte Loch eindreht, kann man schonmal den Federstahldraht in Form biegen. An einem Ende kommt eine ganz normale Schlaufe dran, am anderen Ende sollte eine 8-förmige Doppelschlaufe gebogen werden. Beide Schlaufen sollten um 90° zueinander versetzt sein.

So sieht sie aus, die 8-förmige Drahtschlaufe

Bereits vorgebogene Federstahldrähte mit Schlaufen.

Anschließend werden die beiden Löcher gebohrt die die Lafette mit der Tauchschaufel verbinden. Dies geschicht in meinem Fall über das L-förmig gebogene Stück aus Kupferblech. Sowohl die beiden Löcher in der Lafette als auch die beiden Löcher in dem Stück Kupferblech müssen absolut deckungsgleich sein. Hierfür bietet es sich an, zuerst die Löcher in der Lafette zu bohren und die Löcher im Kupferblech danach auszurichten.

Jeweils zwei Schrauben halten die Lefette und die Tauchschaufel zusammen.

mittels zweier Schrauben wird die Lafette mit dem Kupferblech verbunden.

 

 

 

 

 

 

 

 

Ist das erledigt, kommt der nächste Schritt. Hierbei bohrt man mittig auf der Lafette auf der Höhe auf der später man das Stahl- oder FC Vorfach samt Snap eingehägt werden soll, ein weiteres Loch. Durch besagtes Loch wird von einem kugelgelagerten Hochseewirbel eine Seite durchgesteckt. Der im Vorfeld vom Wirbel entfernte Sprengring muss nun wieder an den Wirbel angebracht werden.

Der vorher entfernte Sprengring des Wirbels wird nun wieder eingesetzt

Der Hochseewirbel dient als Aufhängung des Systems.

 

Abschließend werden noch die Sprengringe in welchen später die Drillinge baumeln sollen, eingesetzt. etwas Feintuning ist meist noch nötig wie z.B. das Zurechtbiegen der Lafette oder ggf. das Ausbleien des Systems.

Als Schrauben kommen bei einem Schleppsystem üübrigens nur rostfreie Edelstahlschrauben zum Einsatz.

Mit der Feile werden letzte Korrekturen am System vorgenommen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Daiwa J Braid Grand X8

 

Geflochtene Schnüre sind aus der Spinnfischerei seit einigen Jahren schon nicht mehr wegzudenken. Jedes Jahr überlegen sich die Hersteller neue Schlagworte und Tricks wie sie ihre Schnüre an den Mann/Frau bringen können und wieso die im Jahr zuvor von ihnen  verkaufte Schnur nichts mehr taugt und man ohne das neue Modell ohnehin nichts mehr fängt.

Die mittlerweile zum Standard gewordenen geflochtenen Schnüre haben 4 einzelne Stränge die miteinander verflochten sind. Jedes Jahr kommt gefühlt mindestens ein Strang mehr dazu.

Ein Grund mehr sich in den nächsten Monaten mal ein paar geflochtene Schnüre etwas genauer anzusehen. Den Anfang macht ein Markenprodukt der Firma Daiwa, die Daiwa J Braid Grand X8. Ein entsprechendes Produktvideo der Firma Daiwa findet ihr hier.

Der komplette Test inkl. Bewertung findet ihr wie immer Ende des Jahres auf Angeln-24.de

Daiwa J Braid Grand X8

Geflochtene Schnüre

Das Thema geflochtene Schnüre beschäftigt die Spinnfischer seit ungefähr 20 Jahren. Damals gab es nur die Fireline und Schnüre der Marke Hemmingway…achja und Corastrong gab es auch noch. Aber mittlerweile gibt es ja gefühlt mehr Marken als Angler auf diesem Sektor. Fakt ist jedoch, dass viele der Schnüre aus den gleichen Fabriken kommen aber halt entsprechend von den Sellern umgelabelt werden.

geflochtene Schnur

Nur sehr wenige Marken haben Exklusivrechte bei der Herstellung von Schnüren. Besonders die großen Firmen machen ein Geheimnis aus ihren zuliefernden Betrieben. Schaut man aber mal dezent auf die mittlerweile allgegenwärtigen Verkaufsplattformen in Fernost, entdeckt man dort bereits 8x geflochtene Schnüre für unter 5$ pro 100m. Erstaunlich bedenkt man, dass man hier in Deutschland dafür mindestens das Doppelte löhnen muss. Eine Sache sollte man aber immer auch im Hinterkopf behalten bevor man sich auf Shoppingtour im asiatischen Raum begibt: Die Qualität der Verarbeitung und die eingesetzten Materialien dort können nicht mit den Produkten der großen Firmen wie Daiwa, Shimano etc. mithalten. Wer sich dessen bewusst ist und die Vor- und Nachteile ordentlich abgewogen hat, kann sich ja mal aus Spaß an der Freude selbst eine Rolle solcher Schnur kaufen. Beim Fischen auf Forelle, Barsch und Zander braucht man in der Regel ja keine extrem robuste Schnur…oder beim Schleppfischen, da ist es auch relativ egal wie abriebfest eine geflochtene Schnur ist, wandert sie ohnehin nur selten durch die Ringe.

Anders sieht es da beim Spinnfischen auf Hecht und Wels aus. Hier sollte man wahrlich keine Kompromise eingehen.

Achja, um euch die Wahrheit vorweg zu sagen: Die meisten dieser Schnüre bleiben unglaublich schnell aus. Die Farbe ist nach wenigen Tagen am Wasser stark verwaschen. Mich hat das nie gestört da ich ohnehin immer ein Monovorfach vor die Geflochtene vorschalte.

Geflochtene Schnur

Renkenschwimmer selbst gebaut

Renkenschwimmer

Renkenfischen kann man auf zwei unterschiedliche Arten betreiben. Entweder die Zupffischerei welche ich persönlich sehr gerne betreibe und natürlich „klassisch“ mit dem Schwimmer. Hier scheiden sich aber die Geister ein wenig. Manche schwören auf den Renkenfinder, eine sich selbst tarierende Pose, andere bevorzugen den Durchlaufschwimmer mit Perlen und Stopper. Persönlich habe ich die besten Erfahrungen mit Durchlaufschwimmern gemacht da der Renkenfinder sich nur unter optimalen Bedingungen wirklich gut selbst einstellt und aufrecht steht. Meist hängt er aber wie eine krumme Gurke im Wasser was nicht wirklich schön aussieht.

Betrachtet man sich mal genau die einzelnen Komponenten eines Renkenschwimmers, so wird man feststellen, dass da eigentlich nicht viel dabei ist. Ein Plastikröhrchen oder bei den hochwertigen Modellen ein Kohlefaserstäbchen, eine Öse, ein Wirbel, ein Polystyrol Körper und eine Pilotkugel an der Spitze. Warenwert konservativ gerechnet etwa 2-3€ wenn man sowas als Privatperson selbst baut.

Meinen ersten Renkenschwimmer wollte ich mir vor etwa 3 Jahren selbst bauen. Leider zeigten die gekauften Styroporkugeln nicht die gewünschten Eigenschaften. Sie ließen sich nur schwer anbohren und zerbröselten sofort. Außerdem ist es nicht so einfach durch eine Kugel mittig hindurchzubohren… Folglich sahen meine ersten Schwimmer wenig professionell aus. Funktioniert haben sie dennoch. Vor einigen Wochen bin ich dann im Internet über günstige Styroporschwimmkörper aus Fernost gestoßen. Diese kosten dort etwa 45 Cent pro Stück – je nach Größe und Abnahmemenge. Der Vorteil ist hier, dass besagte Schwimmkörper von deutlich festerer Konsistenz sind, als alle Styroporkugeln die ich hier in den Bastelläden erhalten habe. Hinzu kommt, dass sie Körper bereits ein zentriertes Bohrloch besitzen. Besser geht es eigentlich nicht…

Das Kohlefaserstäbchen kostet ca. 1€ pro Stück und hat folgende Abmessungen 3x2x500mm. Die Pilotkugel oben drauf habe ich mit 24mm Durchmesser in Rot und Gelb bestellt. Eine entsprechende Öse habe  ich mir aus VA Draht selbst zu Recht gebogen und in das Kohlefaserstäbchen samt Wirbel eingeklebt. Funktioniert soweit wirklich sehr gut. Man muss lediglich darauf achten, dass das Kohlefaserröhrchen nicht reißt oder springt. Wer das verhindern möchte, kann wie bei den Steckruten, eine Wicklung am Ende anbringen und mit 2K Lack oder 2K Kleber versiegeln. Das hilft sicher. Alternativ kann man statt Kohlefaser auch PVC Röhrchen verwenden. Diese sind allerdings etwas wabbeliger und schwerer – dafür brechen sie nicht so schnell.

KastKing Kestrel – China Müll oder echte Alternative?

Die Marke KastKing ist in Deutschland noch ziemlich unbekannt. Lediglich die fleißigen Sparfüchse die regelmäßig in China bestellen, sind bisher über diese Marke gestolpert. Persönlich habe ich mit Rollen aus China eher schlechte Erfahrungen gemacht. Der günstige Preis rentiert sich in der Regel nicht. Entweder ist die Schnurverlegung schlecht oder die Rollen sind einfach von minderwertiger Qualität. Aus diesem Grund habe ich in den letzten Jahren keine Rollen mehr aus Fernost von unbekannten Herstellern importiert. Als ich aber neulich auf der Suche nach einer kleinen aber hochwertigen Rolle für meine Renkenzupfrute war, bin ich über die Marke KastKing gestolpert. Dort gab es das Modell Kestrel runter gesetzt von 100$ auf 59$. Nach einer kurzen Recherche konnte ich feststellen, dass es sich bei der Kestrel Serie um eine der „Top“ Serien von KastKing handelt. Mit knapp über 130g ist das 1000er Modell extrem leicht und somit auch für meine Renkenzupfrute geeignet – zumindest in der Theorie. Wichtig ist neben dem Gewicht auch die Schnurverlegung und – beim Renkenfischen ganz wichtig – die Bremse. Kurzum, ich habe die Rolle gekauft, hier nun mein Fazit:

Das Gewicht ist, wie der Hersteller schon sagt, etwas über 130g. Auf meiner unkalibrierten Küchenwaage kam ich auf schlanke 134g. Das ist verdammt gut. Auch das Design ist richtig schick. Die Schnurverlegung, wie auf dem Bild zu sehen, ist sehr sehr gut für eine kleine Rolle. Aufgespult wurde eine 0,06mm Geflochtene. Die Bremse springt ruckfrei an und verrichtet ihren Dienst entsprechend zuverlässig. Zwei Nachteile sind mit dennoch aufgefallen: Die Rolle verfügt über keine ausschaltbare Rücklaufsperre. Gerade wenn man seinen Fisch (wie früher) nicht über die Bremse sondern über den Rücklauf drillen möchte, wird man mit dieser Rolle nichts anfangen können. Allerdings geht der Trend allgemein in diese Richtung (also Rollen oder Rücklauffunktion zu fertigen). Ein gutes Beispiel hierfür sind die Fabrikate der Firma Penn z.B. die legendäre Slammer. Was ebenfalls etwas ungewöhnlich war, war der hohe Wiederstand den man aufbringen musste, um den Bremsknauf zu drehen. Kann sein, dass sich das irgendwann einspielt aber ich war doch ziemlich überrascht. Vor allem kann man am Drehwiederstand nicht erkennen, ob die Bremse jetzt ganz offen oder ganz zu ist. Umso wichtiger ist es, die Bremseinstellung zu testen bevor ein Fisch einsteigt. Sin Summe überwiegen für mich jedoch die Vorteile dieser Rolle und die knapp 60$ waren meiner Meinung nach gut investiert. Ein kleiner Hinweis noch in eigener Sache. Die immer leichter werdenden Rollen bestehen oftmals aus einem Carbon / Kunststoff Gemisch. Dementsprechend sollte man sehr vorsichtig sein, wenn man die Rolle warten möchte. Dreht man die Schrauben heraus, kann es sein, dass sie beim erneuten Hineindrehen nicht mehr genügend Futter haben und nicht mehr fassen. Darum wirklich nur im äußersten Notfall die Rolle öffnen und dann auch nur sehr vorsichtig. Zum Verschrauben empfehle ich einen Drehmomentschlüsse – sicher ist sicher.

Doppelkurbeln an Daiwa Rollen – Rollentuning

Daiwa Certate 2500 mit Doppelkurbel von Gomexus

Wer schon länger angelt und auch bereits in den 90gern des letzten Jahrhunderts angerlisch unterwegs war, wird sie noch kennen, die Doppelkurbel. Leider sieht man dieses Konstrukt nur noch äußerst selten am Wasser. Wieso eigentlich? Persönlich finde ich die Doppelkurbel deutlich komfortabler als die Standardkurbel, aber wieso? Zum Einen sorgt die Doppelkurbel für mehr Laufruhe und eine bessere Balance, außerdem sorgt sie alleine schon optisch für einen ansprechenderen Look der Rolle. Nachteile gibt es aber leider auch ein paar. Fangen wir mal mit dem Gewicht an. Eine Doppelkurbel wiegt in der Regel etwa knapp doppelt so viel wie eine Einfachkurbel – irgendwie logisch. Ein weiterer Nachteil ist die Geschwindigkeit beim Einholen. Gefühlt kurbelt man mit einer Doppelkurbel deutlich schneller ein als mit einer Einfachkurbel –  was ja per se kein Nachteil sein muss. Gerade beim Spinnfischen mit einer niedrig übersetzenden Rolle kann eine Doppelkurbel bei bestimmten Angelarten DER Gamechanger sein. Aber der Reihe nach.

Daiwa Rollen mit Doppelkurbel

Die meisten Hersteller verkaufen ihre Rollen mit einer normalen Einfachkurbel. Doppelkurbeln muss man sich im After Market Bereich suchen. Da gibt es mittlerweile für die zwei großen Rollenhersteller Shimano  und Daiwa eine gute Auswahl an Doppel- bzw. Tuningkurbeln. Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle die Firmen Gomexus, Kawa und EKfan. Kawa stellt allerdings hauptsächlich die Knobs für die Kurbeln her und keine Kurbeln selbst. EKfan scheint auch keine eigene Homepage zu haben und nur über die großen Shopping Plattformen zu verkaufen.

Ich für meinen Teil habe mir für meine Daiwa Rollen insgesamt mal drei Doppelkurbeln bestellt und bin damit hochzufrieden. Allerdings muss man hier darauf achten, welche Spannweite die Kurbeln haben. Es macht wenig Sinn eine 120mm Kurbel an eine 1000er Rolle zu schrauben. Das sieht von den Proportionen etwas seltsam aus.

Daiwa Caldia LT 3000 mit Gomexus Doppelkurbel

Preislich kann man für die günstigen Kohlefaserdoppelkurbeln etwa 20-30€ einplanen. Für Metalldoppelkurbeln zahlt man in etwa den doppelten Preis. Das lohnt sich dann wirklich nur noch für High End Rollen jenseits der 200€ Klasse. Ich bau mir doch nicht an meine Daiwa Ninja (Kaufpreis 45€) eine Doppelkurbel aus Metall für 50€….

Daiwa Certate 2500 das Prunkstück meiner Sammlung – fast zu Schade zum Fischen.

Renkenfischen – Jagd auf den bayerischen Hering

Renkenschwimmer

Obwohl ich das wohl beste bayerische Renkenrevier schon seit mehreren Jahren befische, war die Renke bisher eigentlich immer nebensächlich. Viel mehr haben mich die Hechte in dem See interessiert. Einerseits weil sie besser kämpfen und aggressiver beißen, andererseits weil Hechte einfach größer werden als Renken.

Wie dem auch sei, im September diesen Jahres habe ich in Betracht gezogen, mich vielleicht kurzzeitig von meinen geliebten Entenschnäbeln abzuwenden und nochmal eine herbstliche Räucheraktion zu starten. Nachdem ich bereits einige Forellen im Froster habe, wollte ich auch mal mit anderen Fischarten experimentieren. Geräucherte Renke soll ja angeblich vorzüglich schmecken…

Weniger ist mehr

Zum Renkenfischen selbst braucht man nicht viel. Eine Posenrute oder / und eine Zupfrute, ein paar Hegenen und ggf. einen Schwimmer und zu guter Letzt ein Birnenblei. Nachdem ja bekanntermaßen die Fische deutlich größer sind und einen deutlich höheren emotionalen und kulinarischen Wert haben, wenn man sie mit selbstgemachten Ködern / Gerät fängt, stand eigentlich von vorne herein fest, dass ich die Nymphen und die Hegenen selbst binde. Interessanterweise geschah dies bereits im Winter 2022/2023, also noch deutlich bevor ich mir gewahr wurde, dass ich es mal etwas ernsthafter auf Renken versuchen sollte.

Schön sind die ja schon, unsere Coregonen

Letzten Sonntag war es dann soweit. Innerhalb einer relativ kurzen Zeitspanne lagen die ersten Renken im Boot. Bleibt nur noch die Frag zu klären, ob sie geräuchert wirklich so gut schmecken wie alle immer behaupten.

Manchmal fängt man sogar eine kapitale Renke…

Fischotterseminare beim Lfv Bayern

Der Fischotter ist zurück. So oder so ähnlich könnte die Überschrift zu diesem Bericht lauten. Die Bestandszahlen steigen mittlerweile (erfreulicherweise?) immer weiter an wobei man hier natürlich vorsichtig sein muss, da es kaum eine belastbare Datengrundlage über die Populationsdynamik der letzten Jahrzehnte beim Fischotter gibt. Das hat auch der Landesfischereiverband Bayern erkannt und bietet seit mittlerweile fast einem halben  Jahrzehnt die kostenlosen Fischotterseminare für seine Mitglieder an. Bereits 2018 durfte ich für meinen Angelverein das erste Mal an dem Seminar teilnehmen. Damals gestaltete sich das Programm verständlicherweise etwas anders, beispielsweise konnte man nach der ganzen Theorie sein Wissen am Nachmittag gleich in die Praxis umsetzen, heißt es ging auf Spurensuche direkt am Wasser. Mittlerweile sind Präsenzveranstaltungen leider kaum möglich ohne ein entsprechendes strenges Hygienekonzept. Um es den Teilnehmern möglichst einfach zu gestalten, fand das Seminar daher Ende 2021 an einem Samstag online  von 10-14:30 mit einer halbstündigen Mittagspause statt.

Um es vorwegzunehmen, der praktische Teil in Form von Spurensuche am Wasser, Herumgabe von in Gips gegossenen Prantenabdrücken oder das Schnüffeln an einer Kotprobe (lecker…) entfiel natürlich. Stattdessen wurden die Exponate „digital“ präsentiert. Aber der Reihe nach.

Das erklärte Ziel des Landesfischereiverbands Bayern im Fall des Fischotters ist einerseits Aufklärung und Sensibilisierung der angelnden Bevölkerung durch das Seminar als auch Gewinnung von Populationsdaten durch freiwillige Helfer die sich ehrenamtlich am Monitoring beteiligen und mit der Materie auskennen. Langfristig dürfte es hier letztendlich darauf hinaus laufen, dass man den Fischotter, welcher übrigens auch unter das Jagdrecht fällt, in Einzelfällen entnehmen darf.

Ein entsprechender Vorstoß diesbezüglich scheiterte aber aktuell an dem Veto der anderen Naturschutzverbände mit dem Verweis auf fehlende Populationsdaten und dem Schutzstatus des Wassermarders. Auch die Wahl des Fischotters zum Wildtier des Jahres 2021 dürfte manchem Betroffenen (vor allem den Teichwirten) sicherlich wie eine Provokation vorgekommen sein.

Das Seminar gliederte sich in mehrere Sachgebiete, die größtenteils ineinander verflossen bzw. thematisch nicht voneinander trennbar waren.

  • Biologie und Nahrung des Fischotters
  • Verbreitungsgebiet und Bestand
  • Rechtliche Lage
  • Fischottermonitoring

Die Biologie des Fischotters kann man recht kurz und prägnant zusammenfassen. Der Fischotter ist der Längste (nicht der Schwerste) einheimische Marder. Nur der Dachs ist noch schwerer. Seine Gesamtlänge kann bis zu 140cm betragen wobei hiervon maximal 40cm auf den Schwanz, die sogenannte Rute, entfallen. Das Gewicht eines ausgewachsenen Otters liegt in etwa bei 12kg.

Sein Gebiss besteht aus 36 Zähnen (kein anderer einheimischer Marder hat 36 Zähne, die heimischen Wiesel haben 34 Zähne, Baummarder, Steinmarder und Dachs haben jeweils 38 Zähne).

Im Gegensatz zu Biber, Bisam und Nutria hat der Fischotter sowohl an den Vorder- als auch an den Hinterpranten Schwimmhäute zwischen den Zehen. Im weichen Sand kann man diese auch einigermaßen gut an den Abdrücken erkennen. Tagsüber wird man den Otter eher selten sehen da er wie die meisten Marderartigen (abgesehen von den Wieseln) dämmerungs- und nachtaktiv ist. Dieser Umstand macht es auch recht schwierig, genaue Bestandszahlen zu ermitteln. Tagsüber verbringt der Otter die meiste Zeit in seinem am Ufer gelegenen Bau. Dieser hat immer einen Eingang unterhalb der Wasserlinie und einen Notausstieg Richtung Land. Besagter Notausstieg dient gleichzeitig auch der Belüftung des Baus. Tagesverstecke können aber auch Fuchs-, Dachs- und Biberbauten sein. Die Fortpflanzung, die sogenannten Ranz, findet hauptsächlich im Frühjahr (Februar März) statt, ist aber das ganze Jahr über möglich. Im Gegensatz zu einigen anderen Marderartigen gibt es beim Fischotter keine Eiruhe. Die Tragzeit selbst beträgt etwa 2 Monate (~62 Tage). Die 2-4 Jungen werden blind und nur leicht behaart geboren. Die Augen öffnen sich nach spätestens 35 Tagen. Die Nahrung besteht in den ersten Wochen nur aus der Muttermilch. Nach ca. 5 Monaten versiegt die Muttermilch bei der Fähe, also dem weiblichen Tier. Nach ca. 6 Monaten sind die Jungotter soweit selbstständig und bedürfen der Führung durch das Alttier nicht mehr.

Als Nahrung dienen dem Otter nicht nur Fische. Als Nahrungsgeneralist frisst er auch Bisamratten, Krebse, Amphibien und sogar Wasservögel. Bei einem Überangebot an Nahrung kann es vorkommen, dass der Otter sich nur die nahrhaftesten Teile der Beute holt, der Rest des Kadavers bleibt liegen. Dieser Umstand bereitet vor allen den Teichwirten und Fischzüchtern großes Kopfzerbrechen. Der Nahrungsbedarf des Fischotters liegt bei ca. 1kg/Tag. Bei trächtigen bzw. stillenden Weibchen kann dieser aber nach oben hin abweichen.

Der aktuell größte Feind des Otter, mal abgesehen von wütenden Teichwirten und verzweifelten Anglern, dürfte der Straßenverkehr sein.

Interessant für uns Angler ist vor allem die Tatsache, dass der Wassermarder ungern unter Brücken hindurch schwimmt. Den Weg legt er dann doch meistens an Land zurück und hinterlässt unter einigen der durchwanderten Brücken auch seinen Kot. Aus diesem Grund suchen die am Ottermonitoring beteiligten Wissenschaftler oftmals zuerst unter den vom Menschen geschaffenen Bauwerken nach Losung.

Die unterschiedlichen Methoden der Datenerhebung des Fischottermonitorings wurden im Detail vorgestellt und erläutert. Aber vor allem aber durch das Sammeln von Kotproben und anschließender genetischer Untersuchung konnten teils umfangreiche genetische Stammbäume der einzelnen Otter erstellt werden. Wichtig ist hierbei, dass die Kotproben frisch sind, da der genetische Nachweis mit frischem Material am besten gelingt.

Mittlerweile gibt es sogar schon Hunde, die auf das Aufspüren von Otterkot geschult sind und entsprechend vorstehen, wenn sie irgendwo ein Häufchen wittern. Bedenkt man, dass der Otter  eine recht rege Verdauung hat (der Darm ist wie bei allen Fleischfressern entsprechend kurz), wundert es also nicht, dass man zuerst einige der aromatischen Hinterlassenschaften am Wasser findet bevor man den Verursacher (wenn überhaupt) das erste Mal sieht.

Weniger erbaulich sind die Otterschäden in der Teichwirtschaft, also bei den Leuten, die von der gewerblichen Fischzucht leben und damit ihren Lebensunterhalt bestreiten müssen. Gerade im Bereich Niederbayern / Oberpfalz leiden viele Fischzüchter oder haben bereits hingeschmissen. Ein unkompliziertes Entschädigungsverfahren wie es mittlerweile bei Wolfsrissen üblich ist, gibt es leider noch nicht. Aktuell liegt die Beweislast einzig und alleine beim Geschädigten. Da der Fischotter sehr heimlich und größtenteils nachtaktiv ist, hat man kaum Möglichkeiten die Schäden vor dem Abfischen zu quantifizieren. Erschwerend kommt hinzu, dass die Risse oftmals noch in der gleichen Nacht vom Fuchs oder dem sich mittlerweile immer stärker ausbreitendem Schwarzwild verschleppt oder gefressen werden.

 

Schutzmöglichkeiten der Fischteiche gibt es zwar auch, allerdings sind diese oftmals einfach nicht wirtschaftlich und teils auch nicht 100% effektiv. Als verhältnismäßig sicher gelten Zäune, diese müssen allerdings in den Boden eingegraben werden und eine gewisse Höhe haben, damit der Otter sie nicht überwinden kann. Hier rechnet man mit ca. 100€/m². Das ist für Nebenerwerbsfischzüchter ebenso unrentabel wie für Vollerwerbsfischzüchter bei denen Teiche oftmals mehrere Hektar Größe haben.

Elektrozäune sind zwar deutlich günstiger aber bei weitem nicht so effektiv. Das Fell des Fischotters hat pro cm² 50.000 Haare (zum Vergleich, ein Mensch hat je nach ethnischer Herkunft, Alter und Haarfarbe zwischen ~ 170 und 226 Haare pro cm²) und isoliert somit auch recht gut gegen Strom. Ein Bekannter von mir hatte mir vor einiger Zeit ein entsprechendes Video aus einer Fotofalle in der Oberpfalz zugespielt. Darauf ist zu sehen wie der Fischotter zuerst etwas zögert und versucht eine Schwachstelle in dem Elektrozaun auszumachen. Als ihm dies aber nicht gelingt, flitzt er einfach darunter hindurch.

Betroffene Anglervereine bemerken das Vorhandensein des Fischotters in der Regel erst recht spät, z.B. über die Auswertung der Fangbücher oder Beschwerden der Mitglieder wegen nachlassender Fangzahlen. Die Ursache hierfür muss aber nicht zwingend der Otter sein, dementsprechend ist es nicht immer sofort klar, ob es für den Fangrückgang nicht auch andere Gründe gibt.

Bleibt nur zu hoffen, dass die Bestandsentwicklung und der Schutz des Fischotters sich nicht zu so einem ähnlichen Desaster entwickelt wie es zum Beispiel beim Kormoran mittlerweile der Fall ist. Zwar ist der Abschuss des Kormorans per Verordnung  mittlerweile zeitweise erlaubt aber bis dahin war es ein langer und steiniger Weg den die anderen anerkannten Naturschutzverbände durch Klagen künstlich in die Länge gezogen haben. So kommt man als Angler oftmals zu der Überzeugung, dass der Natur- und Artenschutz an der Wasseroberfläche endet.

Fazit: Die Rückkehr des Fischotters ist ein gutes Beispiel, dass der Naturschutz auch im 21. Jahrhundert Früchte trägt. Die Steigerung der Biodiversität sollte allen aktiven Naturschützern ein Anliegen sein, auch wenn die Beweggründe hierfür oftmals unterschiedlicher Natur sind. Allerdings gilt es wie beim Beispiel Wolf und Kormoran auch beim Fischotter zu bedenken, dass sich diese Tiere in der vom Menschen geschaffenen Kulturlandschaft teils überproportional vermehren und es keinen bzw. kaum Fraßdruck seitens anderer Beutegreifer gibt, die regulativ auf die steigenden Bestände einwirken würden. Ein Gleichgewicht wird sich hier auf natürliche Weise nur sehr langsam einstellen und Kompromisse erfordern, die der Mensch nicht immer bereit ist einzugehen.